Zeitzeug*innengespräch
Manche Geschichten liest man in Büchern, andere sieht man in Dokumentationen – und dann gibt es jene Erzählungen, die man direkt aus erster Hand hören darf. Genau diese seltene Gelegenheit hatten unsere Sechstklässler, als Frau Helga Schulze, Jahrgang 1934, als Zeitzeugin an unserer Schule zu Gast war.
Mit großer Offenheit und beeindruckender Erinnerungskraft berichtete Frau Schulze den Schüler*innen der Klassen 6a und 6b von ihren Erlebnissen in bewegten Zeiten: vom Holocaust, der Reichspogromnacht, den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, dem Mauerbau und schließlich dem historischen Moment des Mauerfalls.Dass wir die Möglichkeit hatten, mit einer Zeitzeugin zu sprechen, die all diese Ereignisse selbst miterlebt hat, ist ein unschätzbares Privileg. Wir danken Frau Schulze von Herzen für ihre Zeit, ihre Erzählungen und ihre Bereitschaft, ihre Erinnerungen mit uns zu teilen.
Zeitzeuginnengespräch mit Helga Schulze - Berichte der Schüler*innen
Eine wundervolle Stunde mit Helga Schulze
Am 6. März 2025 besuchte uns eine ganz besondere Zeitzeugin des 2. Weltkrieges in der Schule: Frau Helga Schulze, eine ältere Dame, die uns aus erster Hand von ihren Erlebnissen während der Zeit des Nationalsozialismus berichtete. Wir hatten uns im Musikraum getroffen. Bereits beim Betreten des Raumes spürten wir eine besondere Atmosphäre. Es war nicht einfach nur eine Geschichtsstunde – es war eine Begegnung mit der Vergangenheit, die uns alle tief bewegte.
Frau Schulze war sehr freundlich und wirkte trotz ihres hohen Alters unglaublich lebendig. Für jede Stunde, die sie über diese Zeit erzählte, hat sie sich einen besonderen Anfang überlegt. Bei uns hat sie etwas auf der Mundharmonika vorgespielt. Der Raum wurde still, und wir hörten gebannt zu. Die Klänge waren sanft, aber zugleich voller Emotionen, dann hat sie uns gefragt, wie das Lied auf uns wirkt. Einige von uns sagten, sie fanden es sehr schön, aber auch nachdenklich machend. Frau Schulze nickte und erklärte uns, dass dieses Lied in ihrer Klasse immer gespielt wurde, wenn jemand aus einer Familie auf dem Schlachtfeld gestorben war. Es war eine Tradition, mit der sie aufgewachsen war. Wir waren überrascht, denn für uns war Musik oft mit Freude verbunden – doch für sie hatte sie auch eine ganz andere, tiefere Bedeutung. Ihre Lehrerin hatte sie nämlich immer gebeten den Raum zu verlassen, weil Frau Schulze dann immer angefangen hat zu weinen.
Dann begann sie, aus ihrem Leben zu erzählen. Sie wuchs in einer Zeit auf, die von Angst und Unsicherheit geprägt war. Als sie ein Kind war, herrschte Krieg. Sie konnte sich nicht mehr so gut daran erinnern, wie es war, als plötzlich Bomben fielen und sie sich mit ihrer Familie in Luftschutzbunkern verstecken musste. Damit das nicht passierte, gab es immer so Blockwarte, die schauten, ob in der Nacht Licht in der Wohnung an war. Wenn das so war, wurde dem Staat Bescheid gesagt. Damit Berlin nicht als Stadt entdeckt wurde.
Eine andere Geschichte war, das war kurz nach der Reichspogromnacht, als sie mit ihrer Oma unterwegs war. Da hat sie eingeschlagene Scheiben gesehen. Männer mit gelben Anzügen schmissen Lebensmittel aus einem Laden. Ihre Oma zerrte an ihrem Arm, aber Frau Schulze wollte noch nicht gehen. Plötzlich flog ein kleiner Mann aus einer eingeschlagenen Scheibe. Das war der Moment, wo ihre Oma ihr sagte, dass sie jetzt ein Wettrennen zu ihrem Haus machen.
Wir stellten viele Fragen, und sie beantwortete jede mit Geduld. Wir fragten sie, ob sie damals Angst hatte. Sie nickte und sagte: „Ja, natürlich. Jeder hatte Angst. Aber als Kind versteht man viele Dinge erst später.“
Als sie noch Kind war hatte ihr Vater entschieden, dass sie erstmal aus der Stadt in ein Dorf ziehen. Dort hatten sie besonders strenge Schulen. In der ersten Stunde, mussten sie immer ein besonderes Lied singen. Dazu mussten sie den rechten Arm immer so komisch hochhalten. Einmal wurde ihr Arm irgendwann schwer, also knickte sie ihn ein. Nach dem Lied wurde Frau Schulze an die Tafel gerufen und bekam von ihrem Lehrer eine dolle Backpfeife. Sie lief weinend nach Hause. Ihre Mutter wollte danach in die Schule um sich zu beschweren, aber schlaue Nachbarn hielten sie davon ab…
Die vorletzte Geschichte ist ein bisschen komisch. Zum Mauerbau war Frau Schulze mit ihrem Mann in Thüringen. Als sie nach Hause gekommen war, ist vor ihrem Haus ein Stacheldraht errichtet worden. Das war in Kleinmachnow! Irgendwann haben die Grenzsoldaten gemerkt, dass sie den Friedhof einbauen, deswegen wurde die Mauer noch einmal 50m nach hinten an die Stammbahn verlegt.
Die letzte markante Geschichte, die sie erzählte, geschah, als sie noch ein bisschen älter war. Zwei angebliche Elektriker waren im Auftrag der Stasi in ihre Wohnung gekommen. Sie sollten eine Wanze in Frau Schulzes Telefon einbauen. Das haben sie mit ihrem Trick auch geschafft, seitdem hat es immer in Frau Schulzes Telefon geknackt....
Ein Schüler fragte sie, ob es auch schöne Erinnerungen aus dieser Zeit gab. Sie lächelte ein wenig und sagte, dass trotz allem auch glückliche Momente existierten. Zum Abschluss unserer Stunde sagte sie uns ein Gedicht auf, mit diesem beantwortete sie die letzte Frage. Danach hat eine Schülerin aus unserer Klasse noch einen schönen Blumenstrauß Frau Schulze gegeben. Die Begegnung mit Frau Schulze hatte uns tief bewegt. Wir hatten nicht nur eine Geschichtsstunde erlebt, sondern einen echten Einblick in das Leben einer Zeitzeugin bekommen. Ihre Erzählungen waren lebendig und voller Emotionen und sie hatten uns zum Nachdenken gebracht. Diese Stunde wird uns lange in Erinnerung bleiben. Sie hat uns gezeigt, dass Geschichte nicht nur aus Zahlen und Fakten besteht, sondern aus Menschen und ihren Erlebnissen. Vor allem aber hat sie uns gelehrt, wie wichtig es ist, aus der Vergangenheit zu lernen, damit sich solche Zeiten nie wiederholen.
Vielen Dank an Frau Schulze!
(Text: Flora - Klasse 6b)
Unsere Stunde mit Frau Schulze
Am 06.03.2025 hat uns eine der letzten überlebenden Zeitzeuginnen des 2. Weltkrieges besucht. Frau Schulze kam um 11:00 Uhr in unsere Klasse und hat uns eine Stunde über ihr Leben erzählt und hat unsere Fragen beantwortet. Für ihr Alter war sie noch sehr fit, freundlich und gesund.
Sie hat mit einem Lied begonnen, das sie uns auf der Mundharmonika vorgespielt hat. Sie erzählte uns, dass dieses Lied in ihrer Klasse gespielt wurde, wenn ein Familienmitglied eines Schülers der Klasse im Krieg gestorben war. Sie sagte, dass sie bei diesem Lied immer in Tränen ausgebrochen war. Sie fragte uns, wie dieses Lied für uns geklungen hat. Einige fanden, dass es traurig klingt, andere dass es hoffnungsvoll klingt.
Sie hat uns noch vieles mehr über ihr Leben erzählt und unteranderem hat sie uns etwas über die Pogromnacht erzählt. Sie erzählte, dass sie etwa 4 Jahre alt war, als sie mit ihrer Oma unterwegs war. Plötzlich sahen sie viele Männer mit gelber Uniform. Sie fragte die Oma, was sie da machten und fand es erst sehr spannend und blieb stehen, bis es schlimmer wurde und auch Menschen verletzt wurden. Sie ging dann mit ihrer Oma weg. Da sie erst vier Jahre alt gewesen war verstand sie natürlich nicht, was da gerade passiert war.
Die Zeitzeugin Frau Schulze hat uns auch erzählt, dass die Bevölkerung, wegen der vielen Bombenangriffe in Deutschland, eine Zeit lang alle Lichter auslassen musste und Vorhänge vor die Fenster hängen sollte, damit die Flugzeuge die Städte nicht sehen konnten. Alle Leute bekam ein kleines Licht, das sie sich auf die Kleidung kleben konnten, damit sie ein wenig sehen konnten.
Nach einiger Zeit erzählte sie uns, dass sie jeden Tag in der Schule die ehemalige Nationalhymne singen musste. Dabei musste jeder Schüler den Hitlergruß machen. Sie erzählte, dass sie eines Tages ihren Arm krumm gehalten hat, weil sie es anstrengend fand den Arm die ganze Zeit gestreckt zu halten, weshalb sie eine sehr starke Ohrfeige vom Lehrer bekam.
Nachdem sie noch einige Sachen erzählt hat, hat sie unsere Fragen beantwortet. Sie erzählte uns, dass sie 27 Jahre alt war als die Mauer gebaut wurde. Sie sagte, dass sie an dem Tag bei Freunden in Thüringen war. Als sie nach Hause gefahren ist, sah sie den Stacheldraht. Sie konnte wegen dem Stacheldraht zuerst nicht nach Hause, aber als der Stacheldraht zu einer echten Mauer umgebaut wurde, wurde sie durchgelassen und konnte nach Hause.
Eine andere Frage war, ob sie jemals von der Stasi überwacht wurde. Sie meinte das die Stasi ihr mal ein Abhörgerät in ihr Telefon eingebaut hat und sie damit abgehört hat. Danach hat sie noch ein paar Fragen beantwortet und hat mit einem Gedicht die Stunde abgeschlossen und ist dann gegangen.
Ich habe davon vieles Neues gelernt und es war spannend ihr zuzuhören. Hoffentlich wird sie in den nächsten Jahren auch in die anderen 6. Klassen gehen.
Sie hat uns natürlich noch mehr erzählt, was ich jetzt nicht hier schrieben kann. Danke!!
(Text: Alice - Klasse 6b)
Helga Schulze
Am Donnerstag, den 06.03.2025, war in der Klasse 6b der Steinweg-Schule eine Zeitzeugin. Sie wurde im Jahr 1934 geboren und erzählte uns von den vielen Erlebnissen ihrer Kindheit. Die Zeitzeugin heißt Helga Schulze, ist eine Kleinmachnower Malerin und jetzt 91 Jahre alt.
Es begann damit, dass wir alle in den Musikraum gingen und wir uns in einen Kreis setzten. Dann, als alle leise waren, begann Helga Schulze mit einem Lied, was sie auf einer Mundharmonika spielte. Sie erzählte, dass dieses Lied bedeutete, dass ein Familienmitglied eines Mitschülers gestorben war. Als sie fertig war, applaudierten alle Mitschüler und Lehrer.
Es waren auch noch Herr Schwamm, Frau Bayer, Frau Messner und Frau Stenzel dabei. Die Schüler und Lehrer stellten viele spannende Fragen, die Helga Schulze alle beantwortete.
Was sie uns alles erzählte, war sehr spannend. Jemand fragte zum Beispiel, wie sie sich an die Hitlerzeit erinnert oder ein anderer, wie sie sich fühlte, als die Mauer gebaut wurde.
Die Mauer wurde 1961 gebaut. Um diese Zeit war Helga Schulze erst 27 Jahre alt. Bevor die Mauer aufgebaut wurde, war an dieser Stelle zuerst nur ein Stacheldrahtzaun. Damals war Helga Schulze gerade bei Freunden in Thüringen zu Besuch, die auf der anderen Seite des Zaunes wohnten. Als sie wieder nach Hause wollte wurde sie aber trotzdem durchgelassen.
Sie erzählte auch von der Pogromnacht im Jahr 1938, die die Hitler-Anhänger auch Kristallnacht nannten. Die Pogromnacht war die Nacht, in der die Männer die Schaufenster der jüdischen Geschäfte zerschlugen und die Menschen hinauswarfen.
Von der DDR-Zeit berichtete sie, dass sie von der Stasi abgehört wurde. Es kam dazu, weil sie eine Störung im Telefon hatte und die Techniker bei der Reparatur heimlich eine Wanze ins Telefon steckten. Seitdem knarzte und quietschte es noch mehr.
Sie hat auch viele Jahre lang einen Mal- und Zeichenzirkel in den Kammerspielen für Kinder und Jugendliche geleitet. (Das hat mir meine Mutter erzählt. Sie war von 1978-1989 Schülerin bei Helga Schulze.)
Alle wollten noch Fragen stellen und Helga Schulze wollte sie auch beantworten, aber irgendwann war die Zeit dann leider um.
Es war ein schöner Tag und es war für alle spannend zu hören, was Helga Schulze alles zu erzählen hatte.
(Text: Finja - Klasse 6b)
Besuch der Zeitzeugin Frau Schulze in der Klasse 6a der Steinweg-Schule
Am Dienstag war eine besondere Zeitzeugin zu Gast in unserer Klasse. Frau Schulze, die 91 Jahre alt ist, hat uns in einer eindrucksvollen und sehr bewegenden 45-minütigen Erzählung von ihrem Leben, dem Krieg und ihrer Zeit berichtet. Ihr Vortrag war sehr informativ und gab uns einen Einblick in die Erlebnisse einer Generation, die den Zweiten Weltkrieg und die damit verbundenen Schrecken hautnah erlebt hat.
Die Zeitzeugin begann ihre Erzählung mit einem Rückblick in ihre Kindheit in Berlin, wo sie in einer von den Kriegsereignissen geprägten Welt lebte. Sie schilderte das tägliche Leben der Menschen – wie die ständige Angst vor Bombenangriffen. Ein besonders bewegender Teil ihrer Erzählung war die Schilderung, wie sie mit ihrer Oma in der Pogromnacht einen jüdischen Metzger sah, der seinen Laden verlassen musste und auf die Ladefläche eines LKW gezogen wurde. Außerdem erzählte sie von den ständigen Bombenangriffen in der Nacht, wo sie mit ihrer Familie - nur mit einer kleinen Tasche in der Hand - in den Keller laufen musste.
In ihren Erzählungen sagte sie aber auch, dass es schöne Momente in ihrem Leben gab. Besonders beeindruckend war die Art und Weise, wie sie von den Menschen sprach, die ihr während der Kriegsjahre beigestanden hatten. Während ihres Vortrags wurde es im Raum sehr still. Wir hörten aufmerksam zu und stellten nach dem Vortrag viele Fragen. Frau Schulze beantwortete alle Fragen geduldig und erzählte noch weitere Details aus ihrem Leben, die uns allen ein besseres Verständnis für ihr Leben in Kriegszeiten ermöglichte.
Am Ende des Vortrags war es offensichtlich, wie sehr ihre Erlebnisse und ihre Weisheiten uns zum Nachdenken angeregten. Sie betonte die Wichtigkeit des Friedens und die Verantwortung, die jede Generation für die nachfolgende trägt. Dieser 45-minütige Vortrag war für uns alle eine wertvolle Erfahrung. Die Geschichten, die sie uns erzählte, bleiben in unseren Köpfen. Wir sind dankbar für die Gelegenheit, eine Zeitzeugin gehört zu haben, deren Leben so viele Herausforderungen und schwere Prüfungen durchlaufen hat, und die uns heute ihr Wissen und ihre Weisheit weitergegeben hat.
Wir waren sehr überrascht, als sie uns nach einer Woche ein großes Plakat überreichte. Darauf beantwortete Frau Schulze alle Fragen, die sie in unserem gemeinsamen Gespräch aus Zeitgründen nicht mehr beantworten konnte. Wir haben uns alle sehr darüber gefreut und danken Frau Schulze dafür.
(Text: Valeska - Klasse 6a)